Monika Schiefer präsentiert eine ausgesprochen sensible Malerei, die mit Recht als peinture zu bezeichnen ist. Mit kleinen Pinselstrichen bearbeitet sie die Leinwand und generiert Farbstrukturen, die äußerst empfindlich auf Licht reagieren und ein Wechselspiel der nuancierten Farbigkeit zur Anschauung bringen. Farben, als Taten des Lichts frei nach Goethe werden so zum Erlebnis und bergen ein geheimnisvolles Innenleben. Eine erfrischend unprätentiöse und gleichwohl handwerklich versierte Künstlerin erteilt einer schnellen, möglichst motivisch provokanten Malerei eine deutliche Absage. Das Beharren auf das sichtbare Changieren als Ergebnis einer sorgfältigen Malerei ermöglicht einen sehr offenen Raum der Deutung und bleibt dem Betrachter überlassen. Es geht nicht um Beliebigkeit, sondern um eine weder narrativ manipulierende noch sonstwie hierarchisch strukturierte Kommunikation. Also eine klassische Haltung, die den inneren Dialog vor dem Werk forciert.

Suria Kassimi

 

 

Sonnenuntergang. Draußen ist es grau, der Himmel ist mal wieder bewölkt, und die Sonne scheint sich vertreten zu lassen durch einen Abglanz ihres Lichtes. Es nieselt ganz leise, kaum merkbar, und die kleine Wiese neben der Garage trägt ein feuchtes, sehr dunkles Grün. Hier im Rheinland gibt es Wochen, die geprägt sind vom Grau des Himmels, das sich verbindet mit jenem des Betons, der allgegenwärtig ist. Man hat manchmal das Gefühl, oder besser: die Gewissheit, dass es immer so bleiben könnte. Ein Gefühl von Unwirklichkeit kann entstehen. Wieder in dieser Atmosphäre zwischen Licht und Schleier angekommen, erinnert sich die Malerin an Nepal, das noch vor kurzem erlebbar war und nun zu einem fernen Sehnsuchtsort schmilzt. Das Fenster ihres Ateliers weist auf den Garagenhof hinaus und spendet ihr das Licht für die Malerei.

Sie malt einen Sonnenuntergang, einen so schönen wie ihn ihr Fenster vielleicht nie gesehen hat. Sie malt das letzte Glimmen eines Tages, das Orange der letzten Spiegelung in einem am Himmel schwebenden gelblichen Wolkenband. Der Horizont liegt schon ganz schwarz im letzten möglichen Gegenlicht und gleich wird es ganz dunkel sein. Wer einen Blick über seine Schulter wagt, wird die Nacht und ihre ersten Sterne sehen können. Der Horizont ist weit entfernt, er verschwimmt mit dem Himmel und es gibt weder einen Gegenstand noch etwas an Landschaft Erinnerndes zu erkennen. Es ist einfach nur Horizont, so wie die Malerei einfach nur Farbe ist, das eigentliche Thema der Malerin, dem sie sich schon seit langer Zeit widmet. Die Erinnerung an ihre Reisen ist eine sinnliche, die sie sich in ihrem Inneren bewahrt hat.

Sie malt weder einen wirklich existierenden Sonnenuntergang, noch einen, den es einmal gegeben hat. Sie malt noch nicht einmal die Darstellung eines Sonnenuntergangs, vielmehr ist sie es, die auf ihrem Blatt malend die Sonne untergehen lässt. Sie kann sich so an die Summe aller Sonnenuntergänge aller ihrer Reisen und in ihrem Leben meditierend erinnern. An die Sonnenuntergänge vergangener Tage.

Stefan Lausch

 

 

Monika Schiefers bildnerische Vorgehensweise lässt sich als eine Konzentration auf die malerische Konzeption von Farbe beschreiben. Sie verwandelt mit der Kraft der Malerei die Energie in Materie, in dem sie aus Farbe eine stoffliche Substanz macht. Die Künstlerin wählt die Farbe frei, als Element auf sich gestellt, um all das zu erfahren, was sie an Qualität und Kraft in sich trägt, will als Malerin Farbe unbeeinflusst, frei von jeder Illusion so sehen, wie sie wirklich ist. Die scheinbare Einfachheit irritiert, denn die Farbflächen werden als Bewegung erlebbar, der Betrachter kann in die sich ausdehnenden Farben eintauchen, sich von der Wirkung fesseln lassen. In ihren Werken erreicht Monika Schiefer mit einer nuancierenden Farbbehandlung eine malerische Homogenität, die in ihrem Spiel mit Farbe und Licht, Transparenz und Undurchsichtigkeit, Kraft und Gegenkraft im Strukturfeld des Bildgevierts, das keinen Anfang und kein Ende zu kennen scheint, ein universelles, lebendiges Gewebe entwirft, in dem die Farben vor und über raumlosen Grund schweben. Die malerisch gestalteten informellen Flächen zeigen durchaus Strukturen, indem einzelne Bereiche sich durch unterschiedliche Farbvaleurs voneinander abgrenzen. Haben wir vor allem bei den großformatigen Bildern das Bedürfnis, sie aus gehöriger Distanz als Ganzes auf uns wirken zu lassen, verspüren wir zugleich den unwiderstehlichen Drang, ihnen ganz nahe zu sein, um in den atmosphärischen, über der Fläche schwebenden Farbschimmer einzutauchen. Die Farbe des Himmels ist blau, die der Bäume und Wiesen grün. So setzt die gegenständliche Malerei Farbe ein. Aber Monika Schiefer beschäftigt nicht der Gegenstand, nicht die äußere Form der Dinge, sondern die Idee einer sichtbar gemachten Entmaterialisierung und Transzendenz. Sie vermittelt in ihren Kompositionen das Gefühl von Weite, lenkt den Blick auf das Farbgeschehen eines lichten Gelb mit einem Rot, lässt das Grün strahlen, stürzt in die Tiefen des Blau. Weil die Künstlerin das Licht subtil mitmalen lässt, oszillieren ihre Bildoberflächen und Farben zwischen Verdichtung und Leichtigkeit, Licht und Finsternis, Dynamik und Ruhe. Sich ständig verändernde Lichtwellen, gesendet von kleinsten Farbpartikeln, treffen unsere Optik, wir werden sinnlich angeregt. So fühlt man in den Bildern von Monika Schiefer, dass Farbe eine geistige Kraft ist.

Andrea Brockmann

 

 

Die Malerei von Monika Hillmer (Schiefer) trägt dagegen apollinische Züge; sie steht nicht mehr so sehr im Zeichen von Farbaufbruch, sondern von Farbruhe. Hauchdünne Farbspuren durchziehen diese Bilder, Wolkenverdichtungen ähnelnd. Diese Malerei betont nicht so sehr das Materielle, sondern ihr Gegenteil: die Immaterialität. Es sind Bilder, die ihren Bezug in der Meditation haben.

Tayfun Belgin